Der DSB zu Gast auf der bundesweiten Fortbildungstagung der Bereichslehrkräfte in Potsdam
Das Leben auf der Reise bringt häufige Schulwechsel, neue Lehrkräfte, Mitschülerinnen und Mitschüler mit sich. Schaustellerkinder müssen sich regelmäßig an neue Unterrichtsmethoden und wechselnde schulische Rahmenbedingungen gewöhnen. Mehr als 120 Lehrer und Lehrerinnen sind in Deutschland mit der außergewöhnlichen Aufgabe betraut, die Kinder beruflich Reisender in ihrer besonderen Lebenssituation zu begleiten und ihre Bildungschancen zielgerichtet zu fördern. Sie stehen Eltern und Kindern beratend und unterstützend zur Seite, gewährleisten, dass die Schulen und Lehrkräfte den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden können und sind Bindeglied zwischen Stamm- und Stützpunktschulen.
Diese wichtige Arbeit erfordert natürlich auch einen ständigen Erfahrungsaustausch der Bereichslehrer – eine besonders gute Möglichkeit hierzu bietet die alljährliche bundesweite Tagung der Bereichslehrkräfte, die in diesem Jahr vom 18. bis zum 20. November 2024 in Potsdam stattfand.
Der DSB e.V. – vertreten durch den stellvertretenden Bundesfachberater für Bildung Thomas Horlbeck und Hauptgeschäftsführer Frank Hakelberg – nutzte die Gelegenheit – gewissermaßen vor den Toren der Stadt Berlin – ein kurzes Grußwort an die Bereichslehrkräfte zu richten, das insbesondere die Bedeutung ihrer unverzichtbaren engagierte Arbeit unterstrich.
Zudem hielt der Hauptgeschäftsführer einen Vortrag, der den besonderen Berufsstand der Schausteller einmal aus Kinderaugen nachzeichnete – auch über die rein schulische Dimension hinaus. Er beleuchtete auch die damit verbundenen Herausforderungen, denen sich Schaustellerkinder stellen müssen:
Sie leben am Arbeitsplatz ihrer Eltern und am Arbeitsplatz der vielen anderen Beschicker und Beschickerinnen des jeweiligen Festes. Arbeit, Freizeit, zuhause, unterwegs, Familie, Beruf – alles findet gleichzeitig statt. Strenge Trennungen dieser Bereiche – so, wie andere Familien das oft aus ihrem Alltag kennen – gibt es nicht. Digitale Lernplattformen sind unverzichtbar, ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Disziplin beim Lernen ebenfalls.
Aber auch die vielen spannenden Erfahrungen, die Schaustellerkinder, im Vergleich zu ihren Altersgenossen, ganz exklusiv machen dürfen, waren Bestandteil des Referates: Sie wachsen auf dem Festplatz auf, sind immer mit der Familie zusammen, erfahren ständig Neues und dürfen oft schon früh im Betrieb mithelfen. Lernen bedeutet in diesem Zusammenhang immer auch praktisches Erleben, fern ab der grauen Theorie.
Die Bereichslehrer und Bereichslehrerinnen erhielten so einmal einen detaillierteren Einblick in die Lebenswelt ihrer Schützlinge, die sie so engagiert unterstützen und betreuen. Dass wir als Deutscher Schaustellerbund e.V. für dieses Engagement sehr dankbar sind, haben wir natürlich ausdrücklich betont.
Weitere zentrale Themen der Tagung waren u.a. Workshops zur Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenz, Gesundheitsmanagement und Vergleiche mit der Beschulung von Kindern beruflich Reisender in europäischen Nachbarländern, natürlich das Projekt „DigLu“, BeKoSch und die „Kita für Kinder beruflich Reisender“ des EVIM e.V. (Kita-Mobil). Wir berichteten im letzten Jahr mehrfach darüber: Das vom Bildungswerk des Deutschen Schaustellerbundes e.V. geförderte Schulmobil, hat in der Organisation EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau), die auch die Mobile KiTa in Hessen unterstützt, eine neue Heimat gefunden. Mittlerweile fungiert der Schulwagen aus NRW als rollender Kindergarten für Schausteller- und Zirkuskinder in Hessen und Baden-Württemberg.
Am Abend lud der Brandenburgische Schaustellerverband e.V. “Sanssouci” die Bereichslehrkräfte zu einer kostenfreien Fahrt auf dem Riesenrad und zum Beisammensein bei einer oder mehreren Tassen Glühwein und kleinen vorweihnachtlichen Leckereien ein. Der Vorsitzende Christoph Meyer erläuterte den Anwesenden den „Arbeitsplatz Weihnachtsmarkt“, aber auch die Bedeutung und Wichtigkeit des Marktes für seine Heimatstadt Potsdam – und stand für alle sich stellenden Fragen Rede und Antwort.
Wir danken Herrn Meyer für seinen Einsatz und allen Beteiligten für diesen interessanten und wichtigen Austausch – und freuen uns auf die nächste Tagung im Winter 2025, dann in München!